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Zensur

Ausschnitt aus mit Schreibmaschine getipptem Brief. Höre Audio.

© Landesarchiv Berlin, ganzes Script lesen.

Emi Wolters' Brief an die Berliner Schneiderin Hella Knabe

Emi Wolters steht in Blumenkleid mit hellem Kragen und Perlenkenne auf Teppich. Vor ihr ein kleiner Tisch mit Blumenvase, die Tannenzweige enthält. Emi berührt Vase und Zweige. Aufnahme aus Fotostudio, Fenster und Wandvertäfelung sind aufgemalt.

© Landesarchiv Berlin.

Emi Wolters

Diesen Brief der Künstlerin und Autorin Emi Wolters veröffentlichte die Berliner Schneiderin Hella Knabe im November 1936 in ihrem „Kundenblatt“. Knabe schickte das Blatt an ihre Kund*innen in ganz Deutschland, von denen sich einige als Transvestiten identifizierten. Für sie nähte die Schneiderin vor allem weiblich konnotierte Kleidung. 1937 wurde die Polizei auf ihr „Kundenblatt“ aufmerksam und ermittelte deshalb gegen Knabe, wegen „Verbreitung pornografischer Schriften“. Weil das Blatt als „Indiz“ in die Strafakte aufgenommen wurde, sind Emi Wolters‘ Texte und die anderer Kund*innen heute noch erhalten.

Mit der Machtübernahme der NSDAP (Nazi-Partei) 1933 griff diese die vielfältige Presselandschaft der Weimarer Republik an. Meinungsfreiheit war beschnitten, nationalsozialistische Propaganda und Zensur an der Tagesordnung. Queere Zeitschriften wie „Die Freundin“, „Das Dritte Geschlecht“ und andere, die geschlechtliche Nonkonformität offen thematisierten, wurden verboten. Ein wichtiger Raum queerer Öffentlichkeit und damit ein zentraler Ort queerer Gemeinschaftsbildung und Vernetzung war zerstört worden. Dort wo zuvor rege Diskurse, Veranstaltungswerbung und Selbsthilfe verhandelt wurden, klaffte ein großes Loch. Es trug zur Unsichtbarmachung queerer Menschen in der Öffentlichkeit und zu ihrer Isolation und Vereinsamung bei.

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